IT-Trends und deren Bedeutung für kleinere und mittelständische Unternehmen (KMUs)

RA und Fachanwalt IT-Recht Dr. Jens Bücking, Stuttgart

 

1. Business Intelligence (BI)

Verfahren zur Datenauswertung liegen spätestens seit Überwindung der Finanzkrise wieder im Trend, da erkannt worden ist, dass Kenntnisse über Unternehmens-, Markt- und Wettbewerbsdaten von vitalem Interesse sind. Insbesondere im Bereich der mobilen Endgeräte gewinnen BI-Systeme für Vertrieb, Einkauf, Logistik, Marketing und Produktion rasant an Bedeutung.

BI-Systeme sind insbesondere für KMUs ideal, um Geschäftsabläufe und Kunden- / Lieferantenbeziehungen profitabler zu machen, Kosten zu senken, Risiken zu minimieren und die Wertschöpfung zu steigern.

2. Cloud-Computing

Nach einer Studie des IT-Anbieters Spiceworks zählen die Betriebe mit max. 20 Mitarbeitern zu den Vorreitern bei der Nutzung von Cloud-Services; sie nutzen die neue Technologie als Instrument der effizienten Kostensenkung.

Es wird prognostiziert, dass eine Cloud, die die verbleibenden Sicherheitsbedenken (betreffend insbesondere die Datenbanken des Cloud-Anbieters selbst und den Transfer der Daten dorthin) überwunden hat, die klassische IT ablösen wird-

Zum Cloud-Computing und den immanenten Chancen und Risiken verweisen wir auf die dazugehörige Studie auf diesem Server.

3. Virtualisierte Desktop-Infrastrukturen (VDI)

Bei der VDI läuft das Client-Betriebssystem mit lokal installierten Anwendungen auf dem Server in einer virtuellen Maschine, während im sogenannten Backend ein virtueller Arbeitsplatzrechner existiert, auf den Mitarbeiter vom Desktop-PC oder Terminal aus zugreifen können. VDI vereint das Bedürfnis nach individuellen PC-Umgebungen mit zugleich geringeren Administrationskosten und einfachen Wartungsmöglichkeiten. Dabei ermöglicht es flexiblere Geschäftsprozesse, da Nutzer ortsunabhängig arbeiten können, und verspricht eine höhere Lebenserwartung der Endgeräte, weniger Energieverbrauch und bessere Sicherheitsstandards.

Vor allem für Unternehmen mit komplexen Anforderungen und erhöhtem Bedarf an kosteneffizienten Technologien stellt VDI eine interessante Option dar. Einsparungen sind aber nur über Standardisierungen erreichbar. Denn auch eine VDI besitzt physikalische Client-Rechner und verursacht daher die üblichen Kosten für bspw. Speicherplatz, Stromverbrauch, Software, Updates, Virenschutz etc.

4. Green IT

Green IT meint eine Umwelt und Ressourcen schonende Informations- und Kommunikationstechnik.

Neue Gesetze und steigende Verbrauchskosten führen dazu, dass Maßnahmen zur Energiekostenreduktion veranlasst sind. Zum Einsatz kommen energiesparende Prozessoren, Klimamanagement in den Serverräumen bis hin zu der Virtualisierungen von Strukturen, insbesondere durch Service-orientierte IT-Landschaften und die Nutzung von Software als externe Dienstleistung (sog. SaaS – Software as a Service).

Gebündelt werden also Verantwortung und Kosten. Energiesparende Lösungen und optimale Kapazitätsauslastung führen zugleich zu einer besseren Klimabilanz.

5. Mobiles Internet

Die Analysten der Gartner-Gruppe prognostizieren, dass bis 2013 mehr Verbraucher das Internet über mobile Endgeräte via Applikationen (Apps) nutzen als über den PC. Vor dem Hintergrund sinkender Datentarife durch Flatrates, die Zunahme von Netbooks, Smartphones und anderen mobilen Endgeräten wie z.B. Tablet-PCs in Unternehmen spielt Mobile Computing in Geschäftsumfeld eine immer wichtigere Rolle.

Dabei kann Mobile Computing einerseits ein Sicherheitsrisiko darstellen, da über die Verbindungen zu den Betriebsinformationen und Datenbanken möglicherweise auch Dritte unberechtigten Zugriff auf Betriebsinterna erlangen können. Andererseits hat Mobile Computing das Potenzial, Geschäftsprozess effizienter und leistungsstärker zu machen. Zu denken ist hier bspw. an Mobilgeräte-Business-Plattformen.

Der Trend weist eindeutig in Richtung internetbasierter Lösungen für mobil nutzbare Geschäftsanwendungen, die Mitarbeitern bei geringen Investitionskosten einen schnellen Informationsaustausch und eine einfache Datenbearbeitung ermöglichen.

6. Soziale Netzwerke / Enterprise 2.0

Der Begriff meint die Systeme zum Aufbau internetbasierter, teils selbst organisierter sozialer Gemeinschaften mit dem Ziel der Kommunikation und der Kontaktpflege. Es geht um Informations-, Identität- und Beziehungsmanagement. Prominenteste Vertreter sind hier Facebook, Xing oder Twitter.

Als Übertragung auf die Geschäftwelt hat sich Enterprise 2.0 als Schlagwort für sogenannte Socialsoftware durchgesetzt, die nicht nur Werkzeuge zu Wissensmanagement, zu Innen- und Außenkommunikation und zur Projektkoordination bereitstellt, sondern sich das Wissen und die Erfahrungen aller Mitarbeiter produktiv nutzbar macht und hierdurch Entwicklungschancen eröffnet (Blocks, Wikis, Communitis). Die Nutzung dieser Möglichkeiten bedingt allerdings eine entsprechende, mit strengen hierarchischen Ebenen schwer vereinbare Unternehmenskultur.

Neben Datenschutzproblemen ist bei diesem Trend insbesondere die Qualitätssicherung durch entsprechende Standards der Kommunikation von hoher Bedeutung.

7. Software as a Service (SaaS)

Abermals das Marktforschungsunternehmen Gartner ermittelte, dass schon 2010 rund ein Drittel aller Unternehmen vor allem im Bereich E-Mail, Finanz- und Vertriebsmanagement SaaS-Lösungen einsetzte. Diese Tendenz ist unverändert stark ansteigend.

Bei SaaS handelt es sich um ein Mietmodell für Softwareanwendungen, die über das Internet genutzt werden, mit der Folge, dass auf der Seite des Nutzers nur Nutzungsgebühren auflaufen; Anschaffungs-, Lizenz-, Hardware, Wartungs-, Betriebs- und Infrastrukturkosten dagegen entfallen.

Zu achten ist anwenderseitig jedoch auf eine hohe Verfügbarkeitszusage des Anbieters und eine entsprechend breitbandige Internetverbindung.

8. Unified Communication (UC)

UC meint die vereinheitlichte und integrierte und automatisierte Kommunikation in Echtzeit innerhalb einer einheitlichen Anwendungsumgebung durch Zusammenführung aller im Unternehmen genutzten Kommunikationsdienste bei Einräumung einer Präsenz-Funktion für die angeschlossenen Mitarbeiter.

Bei dieser Technologie werden Medien, Geräte, Applikationen, Netze und Systeme plattformenübergreifend verbunden.

Letztlich geht es um die Konvergenz innerhalb sämtlicher geschäftlicher Kommunikationssysteme mit dem strategischen Ziel der Effizienzsteigerung, Kundenbindung und Mitarbeiterzufriedenheit.

9. Wissensmanagement (Collaboration)

Der Nutzen unternehmerischen Wissensmanagements ist unbestreitbar. Folgerichtig wünschen sich nach einer Studie des Verbands der Deutschen Internetwirtschaft mehr als 60 % der deutschen Fach- und Führungskräfte Effizienz steigernde Anwendungen für den internen Datenaustausch.

Die Aufbereitung und Verfügbarmachung von internen Wissensdatenbanken lässt sich mit einem unternehmenseigenen Lexikon vergleichen, flankiert von Kalender, Such- und Organisationsfunktionen: Mittels Software- oder Internet-basierten Anwendungen werden Unternehmensinterna gesammelt, archiviert sowie Dokumente und Daten organisiert. Hierdurch können Prozessabläufe beschleunigt, Kosten eingespart und die Arbeitsorganisation verbessert werden. Die Konservierung und Bereitstellung von Wissen fördert zudem ihre flexible und ortsunabhängige Nutzbarkeit und bereitet damit zugleich den Weg zu alternativen Arbeitszeitmodellen.

Bekannte Vertreter sind Sharepoint von Mircosoft und die Business Suite von Haufe mit der Möglichkeit einer Zusammenführung und gemeinsamen Nutzung von eigenen und fremden Inhalten sowie sonstigem externem Fachwissen.
[vgl. Haufe, White Paper IT-Trends 2011, haufe.de/shop]