Fragwürdiges Abkassiermodell – e,s,b Rechtsanwälte machen für Proven Oil Canada-Anleger Schadenersatzansprüche geltend

 

Ausgangslage:

 

Die Berliner Unternehmensgruppe Proven Oil Canada (POC) hat sich auf die Emission und das Management zur wirtschaftlichen Ausbeutung von Öl- und Gasquellen in Kanada spezialisert. An den inzwischen insgesamt 8 aufgelegten Fonds haben sich etwa 14.000 Anleger mit einem Anlagevolumen von ca. 300 Millionen Euro beteiligt. POC warb für ihre Beteiligungen mit einer zunehmenden Ressourcenknappheit der Energieträger und versprach eine Rendite von 12 % p.a.

Hierbei handelte es sich um folgende Beteiligungen:

 

  • POC Eins GmbH & Co. KG
  • POC Zwei GmbH & Co. KG
  • POC Growth GmbH & Co. KG
  • POC Growth 2. GmbH & Co. KG
  • POC Growth 3 Plus GmbH & Co. KG
  • POC Growth 4. GmbH & Co. KG
  • POC Natural Gas 1 GmbH & Co. KG
  • POC Oikos GmbH & Co. KG

POC bot ihre Beteiligungen mit einer Mindestzeichnungssumme von 10.000,- € zzgl. Agio und unterschiedlicher Laufzeit an. Während die Zeichner der ersten beiden aufgelegten Fonds sich gut 20 Jahre fest an das Unternehmen banden, wurde die “Growth”-Linie als Kurzläufer aufgelegt. Die Gesellschaftsverträge wiesen eine Laufzeit von 4 bis 6 Jahre “ab Erwerb der Fördergebiete” aus. An der “Oikos”-Linie beteiligten sich die Anlager für einen Zeitraum von 10 Jahren “ab Beginn der Stromproduktion” fest.

POC warb in ihren Factsheets, Verkaufsprospekten und sonstigen Kurzinformationen mit einem erfahrenen Managementteam und einer Investition ausschließlich in geprüfte Erdöl- und Ergasvorkommen, wobei ein “unabhängiger Gutachter” das jeweilige Fördervolumen zu bestätigen hatte. Als führendes Beratungsunternehmen und als unabhängier Gutachter wurde die “Sproule Associates Ltd.” ausgewiesen. Darüber hinaus sollte eine Mittelverwendungskontrolle für Sicherheit auf Seiten der Anleger sorgen.

Dabei investierte die jeweilige Fondsgesellschaft nicht direkt in die Nutzung der kanadischen Energieträger vor Ort; vielmehr beteiligte sich jede deutsche Fondsgesellschaft an einer eigenen Objektgesellschaft nach kanadischem Recht.

Zunächst ging – wie so oft – alles gut. Die Beteiligungen ließen sich vor dem Hintergrund der hohen Renditeversprechen und der vermeintlichen Sicherheit der investierten Gelder leicht vermitteln. Ausschüttungen erfolgten bis zum Herbst 2013 regelmäßig. Allerdings gingen den Gesellschaften zunehmend das Geld aus. Sechs deutsche Fondsgesellschaften riefen deshalb im Juli 2013 die Anleger zu einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung in Berlin zusammen, um über die Zusammenlegung der Objektgesellschaften zu einer einzigen, einer “Master-LP“, Beschluss zu fassen. Durch die – dann tatsächlich beschlossene – Zusammenlegung sollten die “wirtschaftlichen Vorteile einer größeren Gesellschaft mit unterschiedlichen Vermögenswerten einer gleichartigen Anlageklasse” genutzt werden. Geholfen hat diese Zusammenlegung nur wenig. Eine Ausschüttungsrate konnte an die Gesellschafter im Herbst noch wie prospektiert gezahlt werden. Ende 2013 erhielten die Anleger etwa nur noch ein Drittel der versprochenen Ausschüttungen. In 2014 erhielten die Anleger – soweit ersichtlich – dann nichts mehr. Die Preisentwicklung an den Ölmärkten in den letzten Monaten

 

Vorwürfe:

Ob – und wenn ja, in welchem Maße – die Beteiligungen (noch) werthaltig sind, kann derzeit auf Anlegerseite niemand mit Bestimmtheit sagen. Jahresabschlüsse liegen für die Fondsgesellschaften derzeit nur bis einschließlich 2011 vor. Diese weisen zwar für die Objektgesellschaften in Kanada einen operativen Gewinn aus Öl- und Gasverkäufen aus. Belastbar ist dieses Zahlenmaterial jedoch nicht. POC hält die Veröffentlichung testierter Jahresabschlüsse der Objektgeselschaft(en) zurück. Zur Begründung wird aus Berlin mitgeteilt, dass sonst Wettbewerbsnachteile zu befürchten sind. Die Jahresabschlussprüfer der deutschen Gesellschaften legten mithin ihren Bilanzen die aus Kanada gemeldeten Zahlen zugrunde.

Aktuelle Zahlen legte die POC ihren Gesellschaftern zudem bislang nicht vor. Dabei dürften die Zahlungen aus den Objektgesellschaften eingebrochen sein. Gründe für die Stornierung der Ausschüttungen an die Anleger nennt die POC in ihren Schreiben vom November 2013 selbst: niedrige Preise, überlastete Kapazität der Transportwege, Überangebot an Fördergebieten. Die tatsächlichen Gründe für den Ausschüttungsstopp sind vermutlich jedoch ganz andere: Fehlentscheidungen im Management ist da noch der Harmloseste…

Florain Zerfaß, ein mit Nachwuchspreisen ausgezeichneter Redakteur der Wirtschaftswoche, ermittelte zur personellen Verflechtung der POC-Unternehmensgruppe Erstaunliches und legte seiner Artikelserie über die “Ölbarone in Not” (Wirtschaftswoche vom 03.03.2014) die Rechercheergenisse zugrunde:

Danach dürfte der eigentliche Initiator der POC-Fonds außerhalb der Unternehmensgruppe zu suchen sein. Ein Dr. Jürgen Hanne, der nach einer Milliardenpleite initiierter Öl- und Immobilienfonds vor einem deutschen Strafgericht zu 2 Jahren Freiheitsentzug auf Bewährung verurteilt wurde, setzte sich anschließend nach Kanada ab. Der seinerzeitige Vertriebsleiter von Dr. Hanne, Herr Jürgen Hainzl –  der in der Vergangenheit eine Privat-insolvenz hinlegte – ist (zufällig) der Ehemann der Geschäftsführerin der Komplementärin der Fondsgesellschaften, Frau Monika Galba. Galba verfügt zwar als Zahnärztin über eine akademische Ausbildung, vermag jedoch sonst ihre Befähigung zur Leitung der POC-Unternehmensgruppe nicht zu erklären. Der Steuerberater ihres Ehemannes Jürgen Hainzl, Herr Matthias Sdrenka, wurde Mittelverwendungskontrolleur und soll über die ordnungsgemäße Verwendung der Anlegergelder auf deutscher Seite wachen. Im Umfeld der kanadischen Objektgesellschaft(en) sind zwei Söhne des Dr. Jürgen Hanne tätig. Zudem wird berichtet, dass Teile des kanadischen Managements mit dem Vicechef des “unabhängigen Gutachtes” Sproule dort nunmehr ein Hotelprojekt auf den Weg bringen.

POC ging gegen die Berichterstattung der Wirtschaftswoche gerichtlich vor, erlitt jedoch größtenteils eine Niederlage. Danach dürfen die POC-Beteiligungen weiterhin als fragwürdiges Abkassiermodell bezeichnet werden.

 

Rechtliche Bewertung:

Die Beteiligung an einem der POC-Fonds ist mit einem hohen unternehmerischen Risiko verbunden. Im schlimmsten Fall endet die Beteiligung mit einem Totalverlust. Der Anleger ist während der Laufzeit fest an die Beteiligung gebunden und kommt faktisch vorher nicht an sein investiertes Kapital heran. Einen regulierten Zweitmarkt, über den die Beteiliguing zu einem fairen Marktpreis veräußert werden könnte, gibt es nicht.

In zahlreichen uns bekannten Fällen ist von einer Falschberatung oder unterlassenen Aufklärung der Anleger auszugehen. Zwar enthalten die POC-Verkaufsprospekte diverse Risikohinweise. Zumeist erhielten die Anleger die Pospekte nicht rechtzeitig übermittelt, so dass diese keine Möglichkeit hatten, von deren Inhalt vor ihrer Anlageentscheidung Kenntnis zu nehmen. Darüber hinaus ist in vielen Fällen ein Verkaufsprospekt nicht zum Gegenstand der Beratung gemacht worden.

Sollten weitere Rechercheergebnisse zu den eigentlich veranwortlichen Personen innerhalb der POC-Unternehmensgruppe bekannt werden, könnte dies dazu führen, dass der Verkaufsprospekt als inhaltlich falsch zu bewerten ist. Das würde die Haftung auch auf die Prospektverantwortlichen ausweiten.

Vor diesem Hintergrund wird in jedem Fall empfohlen, eine POC-Beteiligung auf mögliche Schadenersatzansprüche überprüfen zu lassen.

 

e│s│b Rechtsanwälte bieten für die Anleger eine kostenfreie Ersteinschätzung an. Zumeist kann bereits im Rahmen eines ersten Telefonates ermittelt werden, ob Anhaltspunkte für einen durchsetzbaren Schadenersatzanspruch bestehen.

 

Tino Ebermann

Rechtsanwalt
Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht

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Autor: Martin Buck

Autor: Martin Buck

Rechtsanwalt

Inhaber esb Timișoara


Veröffentlicht am 05.01.2015
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